In sechzig Sekunden drei Leben gerettet: Kardiologen helfen herzkranker Schwangeren

14.01.2016

Außergewöhnlicher Eingriff im Katheterlabor

In sechzig Sekunden drei Leben gerettet: Kardiologen helfen herzkranker Schwangeren

Die Fingernägel sind bereits blau, so groß ist ihre Atemnot: Tülay Atsan (im Bild rechts mit Oberarzt Dr. Hanno Klemm) kommt als Notfall in ein Bochumer Krankenhaus. Dort stellen die Ärzte fest, dass ihr Herz nicht gleichmäßig schlägt. Sie vermuten, dass es im Herzmuskel eine „falsche Zündkerze“ gibt, die die Störimpulse aussendet und den Herzschlag mitunter rasend schnell macht: 200 Schläge pro Minute. Eine solche Frequenz kommt bei Sportlern durchaus schon mal vor, aber eben unter Belastung – und nicht im Liegen. Tülay Atsan liegt fortan sieben Wochen lang im Krankenhaus-Bett, wird mit Medikamenten behandelt. Die Ärzte der 34-Jährigen sind vorsichtig. Es geht nämlich nicht nur um ihr Leben, sondern auch um die beiden Leben, die sie unter ihrem Herzen trägt: Die junge Frau ist mit Zwillingen in der 23. Woche schwanger.

 

Die Medikamente helfen nicht, die Rhythmusstörungen im Herzen der Mutter werden immer beklemmender und belasten die drei Körper stark. Eigentlich müsste Tülay Atsan einen Katheter-Eingriff am Herzen bekommen, doch das ist schwierig. Ärzte nutzen nämlich während dieser Prozedur Röntgenstrahlung, um die Lage des Katheters im Körper des Patienten zu überwachen. Eine Strahlung, die etwa dem entspricht, was ein Mensch auf insgesamt zehn Atlantik-Flügen an kosmischer Röntgenstrahlung abbekommt. Das ist viel zu viel für die beiden Ungeborenen. Doch was tun? Das Risiko eingehen und womöglich eine Behinderung der beiden Kinder in Kauf nehmen? Oder die Mutter mit ungewissem Ausgang weiter leiden lassen? Der Blutdruck der Mutter sinkt auf 60/30 mmHG, normal sind 120/80 mmHG. Es muss etwas geschehen.

 

Ohne Röntgenstrahlung Eingriffe am Herzen

„Ich wäre nie von selbst auf Dortmund gekommen, aber ein Arzt im Bochumer Krankenhaus hatte mir erzählt, dass es hier ein Elektrophysiologen-Team gibt, das auch ohne Röntgenstrahlung Eingriffe am Herzen vornimmt“, erzählt Tülay Atsan. Per Rettungswagen wird die 34-Jährige noch am Abend ins Klinikum Dortmund verlegt. Hier versuchen die Elektrophysiologen zunächst, die Patientin für die Nacht zu stabilisieren, um dann gleich am nächsten Morgen mit dem Eingriff zu beginnen. Doch gegen 21 Uhr entscheidet sich das Team um Dr. Hanno Klemm, Oberarzt der Kardiologischen Klinik und Leiter des Katheterlabors, um.

 

"Mapping" schafft ungefähres Abbild des Herzens

„Einen solchen Eingriff im Herzen ohne Röntgenstrahlung vorzunehmen, gleicht in etwa dem Versuch, sich in einem Zimmer orientieren zu wollen, ohne das Licht anmachen zu können“, erklärt Dr. Klemm. Die Schwierigkeit besteht im konkreten Fall vor allem darin, dass der Mediziner nicht weiß, wo genau die „falsche Zündkerze“ im Herzgewebe liegt. Nur über einen Chip, der im Katheter eingearbeitet ist und der mit einem Magneten außerhalb der Patientin „kommuniziert“, erstellt Dr. Klemm am Bildschirm ein „Mapping“, also eine Art Landkarte vom Herzinneren. Es ist also nicht der Röntgen-Blick ins Herz, sondern nur ein ungefähres Abbild. Die Erfahrung, die Dr. Klemm bei derartigen Eingriffen bereits sammeln konnte, trug ihren Teil dazu bei, dass der Mediziner recht schnell die Störzelle im Herzgewebe fand – in der Nähe der Aortenklappe und damit an einer durchaus nicht einfachen Stelle. Durch einen Stromimpuls, der über den Katheter abgegeben wurde, verödete er die Zelle schließlich und machte sie damit unschädlich. Die Patientin bekam während des Eingriffs nur ein leichtes Beruhigungsmittel. Nach 60 Sekunden war sie geheilt.

 

Patientin vollständig geheilt

Tülay Atsan kann es immer noch nicht glauben. Vier Tage nach dem Eingriff kann sie bereits nach Hause – zu ihrem Mann und ihren beiden Kindern (5 und 11 Jahre). Die Schwangerschaft verläuft seither ohne Probleme. „Die Patientin hat zwar noch einen leicht erhöhten Puls, aber das Langzeit-EKG sieht gut aus“, sagt Dr. Klemm. Bei der Geburt der Zwillingsmädchen erwartet er keine Schwierigkeiten. Entbinden möchte Tülay Atsan auf jeden Fall im Klinikum Dortmund. „Ich bin Dr. Klemm so dankbar. Er hat nicht nur mich und meine beiden Babys gerettet, sondern letztlich damit auch meinen Mann und meine beiden Kinder“, sagt Atsan gerührt.

 

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